Studien | 28.09.2021

Corona: Wie Mitarbeitende Ihren Arbeitgeber nun anders sehen

Simone Weltzin
von Simone Weltzin

Seit Corona ist vieles anders. Gerade unsere Arbeitswelten sind hiervon nicht ausgenommen. Dies haben unser Partner liCili und wir zum Anlass genommen, Arbeitgeber-Bewertungen auf der öffentlichen Beurteilungsplattform Kununu genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie hat sich die Sicht der MitarbeiterInnen vor der Krise zum Herbst 2020 hin verändert?

Um eine möglichst große Datenbasis für die KI Text Analytics Software von liCili nutzen zu können, haben wir uns die spezifischen Kommentarfelder für eine ganze Branche angeschaut. Die folgenden Erkenntnisse konnten wir so schnell und einfach gewinnen.

Branche: Versicherung

Zeitraum vor Corona: 01.08.2018 – 31.03.2020, 1.400 Bewertungen

Zeitraum während Corona: 01.04.2020 – 31.10.2020, 884 Bewertungen

Zunächst einmal: die spezifischen Kommentarfelder wurden mit Beginn der Pandemie um 59% intensiver genutzt. Ursächlich hierfür ist vermutlich ein höheres Mitteilungsbedürfnis durch die besondere Situation bei gleichzeitig eingeschränktem Austausch durch das Home-Office.

„Home-Office“ - beim Essen kommt der Appetit

Die Anzahl der Kommentare bzgl. Home-Office haben sich nahezu vervierfacht (von 3,4% aller Nennungen vor auf 12,4% während der Pandemie). Gleichzeitig verbessert sich das Sentiment, also die Stimmung, gegenüber dem Home-Office deutlich. Stand das Arbeiten von Daheim zuvor weniger stark im Fokus, bietet es während der Pandemie die Möglichkeit, „kontaktlos“ zu arbeiten und stellt einen wesentlichen Sicherheitsfaktor dar. Eine grundsätzliche positive Stimmung sehen wir auch in anderen Studien, wo sich die Mitarbeitenden auch zukünftig Corona 2-3 Tage im Home-Office wünschen.

Die Versicherungsbranche scheint also auf den Geschmack gekommen zu sein.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass auch die Arbeitszeiten während Corona etwas positiver bewertet werden. Dies liegt vor allem an der Flexibilisierung durch das Home-Office und den Wegfall von Anfahrtswegen zum Arbeitgeber. Zudem kann auch bei einigen Kurzarbeit die Einschätzung verbessert haben.

(Sozial-)Leistung: deutlich weniger im Fokus

Auch hier gibt es einen großen Unterschied: Die Häufigkeit der Nennung fiel im Corona-Zeitraum um 62% ab. Einen ähnlichen Effekt sehen wir beim Gehalt – hier ging es 50% in den Keller. Zugleich sehen wir während der Pandemie einen geringeren Einfluss der Thematik auf die Bewertung der Arbeitgeber. Diese Ergebnisse sehen wir typischerweise in Krisen. Die Bindung der Mitarbeitenden an den Arbeitgeber steigt, da aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage ein möglicher Jobverlust mehr in den Fokus tritt. In dem Zuge werden auch die hier beschriebenen Themen besser bewertet.

KollegInnen: Oft erkennt man die Bedeutung von etwas erst, wenn es fehlt.

Die KollegInnen sind mit 33% mehr Nennungen während der Pandemie relevanter geworden. Sind persönliche Treffen vor der Pandemie Alltag gewesen, so finden sie nun deutlich seltener statt. Der persönliche und fachliche Austausch fehlt. Das schlägt negativ auf die Stimmung, denn der persönliche Kontakt zu den KollegInnen ist grundsätzlich sehr wichtig.

Dementsprechend gewinnt das Thema Kommunikation an Bedeutung, da die herkömmlichen Wege (Austausch in der Kaffeeküche, kurzer Besuch am Schreibtisch der KollegInnen etc.) im Home-Office nicht mehr funktionieren.

Unterstützung: 3x häufiger erwähnt

Durch die Corona-Situation ist die Unterstützung von Familien mit Kindern durch den Arbeitgeber deutlich relevanter geworden. Geschlossene Schulen und Kindergärten haben viele Beschäftigte während der Arbeitszeit vor große Herausforderungen gestellt. So ist die Kinderbetreuung seit Corona ein relevantes Thema. Zuvor gab es in dieser Stichprobe keine einzige Nennung dazu.

Zudem ist die Unterstützung durch Führungskräfte in den Fokus gerückt. Gerade für jüngere Mitarbeitende, die mit den Strukturen und Abläufen ihres Arbeitgebers noch nicht so vertraut sind, ist dies wichtig.

Und natürlich: die Infrastruktur. Die Unterstützung der IT-Abteilungen war gefordert, um innerhalb kurzer Zeit das Equipment der Belegschaft Home-Office tauglich zu machen.

Wie geht es nun weiter? Wir sehen viele Arbeitgeber konstruktiv mit der Corona-Situation umgehen. Zudem werden Änderungen – insbesondere was Home-Office und verteiltes Arbeiten angeht - langfristig etabliert. Damit werden sie zum gewöhnlichen Alltag. Mit Ende der Krise werden spätestens Themen wie Gehalt wieder verstärkt von den Mitarbeitenden auf das Tableau gebracht. Dies ist unsere Einschätzung, die wir mit liCili im Sinne eines Continiuous Listening Ansatzes prüfen werden. Für den Einsatz von KI Text Analytics Software sehen wir großes Potential – insbesondere wenn es um das Herausarbeiten von Trends, Informationen auf Top-Level-Ebene und branchenspezifisches Benchmarking geht.

Simone Weltzin & Marcel Bruder

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