Etwa ein Viertel der deutschen Arbeitnehmenden braucht für den Weg zur Arbeit zwischen 30 und 60 Minuten, wie das Statistische Bundesamt in einer Studie aus dem Jahr 2012 herausfand. Im Durchschnitt verbringen wir damit täglich eine bis zwei Stunden Lebenszeit im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Besonders weite Strecken nehmen die sogenannten Fernpendler:innen auf sich, die mehr als 50 Kilometer von ihrem Arbeitsort entfernt wohnen. Rund 1,5 Millionen Deutsche gehören zu dieser Gruppe.
Pendeln – eine psychische Belastung für Arbeitnehmende
Lange Anfahrtswege zum Job können sich negativ auf die Gesundheit und die Arbeitsleistung von Arbeitnehmenden auswirken. Berufspendeln stellt dann eine negative psychische Belastung dar, abhängig vom bevorzugten Transportmittel:
Zugfahrende müssen sich häufig darum sorgen, ihren Anschlusszug zu erreichen. Aufgrund von Mitarbeitendenstreiks, ausgefallenen Bahnverbindungen oder anderen Gründen sind Verspätungen keine Seltenheit. Nutzer:innen öffentlicher Vekehrsmittel sind im Winter und bei Erkältungswellen außerdem einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt.
Bei Autofahrenden sorgen volle Autobahnen und rücksichtslose Verkehrsteilnehmende für Angespanntheit. Und: Auto-Pendler:innen stehen pro Jahr rund 58 Stunden im Stau. Eine psychische Belastung, die die Nerven strapazieren kann.
Unabhängig vom Transportmittel geht viel Zeit verloren. Pendler:innen müssen im Privatleben kürzertreten. Genügend Schlaf, Ausgleich durch Sport sowie das Familienleben bleiben dabei schon mal auf der Strecke. Infolgedessen klagen viele Betroffene über Konzentrationsschwächen, Abgeschlagenheit und Gereiztheit. Statistisch gesehen kommt es bei Pendler:innen häufiger zu erhöhtem Blutdruck, Übergewicht und Rückenschmerzen. Leiden Arbeitnehmende zu sehr unter dem Pendel-Stress, können sie durch diese psychische Belastung krank werden. Arbeitsausfälle und eine erhöhte Mitarbeitendenfluktuation sind die kostspieligen Folgen für das Unternehmen.
Die psychische Belastung des Pendelns reduzieren
Deshalb ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um schädliche psychische Belastung von Arbeitnehmenden auszugleichen. Für Unternehmen bieten sich hier viele Möglichkeiten:
Zugfahrende kann der Arbeitgeber entlasten, indem er Gleitzeitkonten einführt. Angestellte können ihre Arbeitszeit so innerhalb eines festgesetzten Rahmens selbst bestimmen. Kommt es am Morgen zu Verspätungen oder Ausfällen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, kann der Arbeitstag in Richtung Abend verschoben werden. Entlastend ist für Arbeitnehmende auch, wenn die Anfahrt zum Arbeitsplatz teilweise als Arbeitszeit angerechnet wird, sollte ein Teil der Arbeit schon auf dem Weg zur Arbeit abgeleistet werden.
Auto-Pendler:innen kann das Unternehmen entgegen kommen, indem es Arbeitszeitkonten einführt. Arbeitszeitkonten sind eine flexible Variante des Gleitzeitkontos. Angestellte können zum Beispiel täglich vorarbeiten und den Arbeitstag an Freitagen früher beenden. Der hektische Berufsverkehr am Ende der Woche wird damit umgangen. Zugleich entfällt der tägliche Druck, pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen.
Eine für alle Pendler geeignete Möglichkeit, die psychische Belastung zu reduzieren, sind Home-Office-Tage. So bleibt dem Arbeitnehmenden der Pendel-Stress an ausgewählten Werktagen erspart.
Eine weitere effektive Maßnahme besteht im Angebot von Workshops und Schulungen durch den Arbeitgeber zur Minimierung schädlicher Belastung. Zugfahrende erhalten Anregungen, wie sie die Reisezeit positiv für sich nutzen können. Musik hören, ein gutes Buch lesen, sich entspannen oder Privates planen – all das sind Dinge, die im Alltagsleben oft auf der Strecke bleiben, sich aber ohne Probleme im Zug erledigen lassen. Weiterhin kann man den Zug-Pendler:innen Anregungen geben, welches Equipment die lange Fahrt erleichtert, so z. B. Ohrstöpsel gegen Lärm, gute Kopfhörer, Reisekissen und E-Reader.
Auch für Autofahrende gibt es solche praktischen Gegenstände: Hörbücher, eine Freisprechanlage zum Telefonieren oder Frühstücksbehälter, die sich im Auto leicht handhaben lassen. Inwieweit psychische Belastung durch Pendel-Stress tatsächlich negative Auswirkungen zeigt, hängt aber häufig auch von der inneren Einstellung und der individuellen Stress-Bewältigung ab. So bekommen Auto-Pendler:innen Tipps - beispielsweise in Form von Entspannungsübungen - an die Hand.
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