Mitarbeitendengespräche gelten als eines der zentralen Instrumente moderner Führung. Sie sind der Ort, an dem Feedback, Zielsetzungen und persönliche Entwicklung zusammenkommen. Doch unsere jüngste Studie zeigt, dass es erhebliche Unterschiede in der Wahrnehmung und Nutzung dieser Gespräche gibt. Welche Faktoren machen Mitarbeitendengespräche wertvoll, warum nehmen manche sie nicht wahr, und wie können Unternehmen eine Kultur schaffen, die solche Gespräche effektiv gestaltet? Die Antworten darauf liefert dieser Beitrag.
1. Der Status Quo: Wie steht es um Mitarbeitendengespräche in Deutschland?
Unsere repräsentative Befragung aus dem April 2024 von 1.231 Arbeitnehmenden in Deutschland zeigt: 43% der Befragten gaben an, in den letzten 12 Monaten kein Mitarbeitendengespräch mit ihrer Führungskraft geführt zu haben. Das ist eine verpasste Chance für Entwicklung, Motivation und psychologische Sicherheit.
Regelmäßige Gespräche bieten nicht nur Raum für konstruktives Feedback, sondern stärken auch das Vertrauen und die Bindung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Sie schaffen Klarheit über Erwartungen, ermöglichen das Ansprechen von Herausforderungen und machen Erfolge sichtbar.
Praxis-Tipp: Führungskräfte sollten den Dialog aktiv suchen, um ihre Mitarbeitenden gezielt zu unterstützen. Ein strukturierter Ansatz mit klaren Zielen und Feedback-Elementen kann helfen, Gespräche wertvoller zu machen.
2. Eigeninitiative: Der Erfolgsfaktor der Mitarbeitenden
Spannend ist auch, dass 47% der Befragten die Initiative ergreifen und selbst das Gespräch mit ihrer Führungskraft suchen. Diese Zahlen zeigen, dass viele Mitarbeitende ihre Karriere aktiv in die Hand nehmen möchten. Doch auch hier ist die Rolle der Führung entscheidend: Offenheit und Ermutigung für solche Initiativen machen den Unterschied.
Praxis-Tipp: Unternehmen sollten gezielt eine Kultur schaffen, in der Eigeninitiative wertgeschätzt wird. Führungskräfte können dies durch schnelle Reaktionen auf Gesprächsanfragen und durch Verständnis für individuelle Entwicklungsziele fördern.
3. Warum sind Mitarbeitendengespräche nicht für alle relevant?
Interessanterweise geben 22% der Befragten an, dass ihnen Mitarbeitendengespräche nicht wichtig sind. Eine Analyse der Gründe zeigt, dass diese Zurückhaltung oft in negativen Erfahrungen oder mangelnder Relevanz begründet ist:
- Fehlende Relevanz des Feedbacks: Wenn Feedback als veraltet oder wenig hilfreich wahrgenommen wird, geht der Mehrwert verloren.
- Negative Erfahrungen: Mitarbeitendengespräche, die als reine Kritikrunden gestaltet sind, hinterlassen Frustration.
- Einseitigkeit: Gespräche, die eher einem Monolog der Führungskraft gleichen, lassen Mitarbeitende nicht gehört fühlen.
Praxis-Tipp: Unternehmen sollten ihre Führungskräfte schulen, Gespräche dialogisch und auf Augenhöhe zu führen. Ein Fokus auf aktuelle Herausforderungen und konkrete Handlungsoptionen kann helfen, den Wert solcher Gespräche zu steigern.
4. Die Rolle der Führungskraft: Entwicklungsförderung als Kernaufgabe
Ein weiteres zentrales Ergebnis unserer Studie: Ein Viertel der Befragten fühlt sich in ihrer beruflichen Entwicklung nicht unterstützt. Das zeigt, wie entscheidend es ist, dass Führungskräfte nicht nur Gespräche führen, sondern auch gezielt Entwicklungspläne mit ihren Mitarbeitenden erarbeiten.
Führungskräfte, die ihre Mitarbeitenden aktiv coachen, stärken nicht nur deren Motivation und Bindung ans Unternehmen, sondern tragen auch zur langfristigen Leistungsfähigkeit bei.
Praxis-Tipp: Regelmäßige Feedbackrunden, abgestimmte Entwicklungspläne und die klare Kommunikation von Fördermöglichkeiten schaffen eine Kultur des Wachstums. Natürlich müssen auch Führungskräfte zur Erfüllung dieser Aufgabe entsprechend enabled werden und auf Entwicklungsprogramme (für sich und ihre Mitarbeitenden) zugreifen können.
Fazit: Mitarbeitendengespräche als strategisches Instrument
Mitarbeitendengespräche sind mehr als nur ein obligatorisches Meeting – sie sind ein entscheidender Baustein für die Entwicklung von Mitarbeitenden und die Stärkung der Unternehmenskultur. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen klar, dass sowohl die Gestaltung der Gespräche als auch die Haltung von Führungskräften den Unterschied machen.
Unternehmen, die Mitarbeitendengespräche als strategisches Instrument einsetzen, profitieren von engagierten und leistungsfähigen Teams. Jetzt ist die Zeit, diesen Dialog zu vertiefen und gemeinsam eine Kultur der Wertschätzung und Entwicklung zu schaffen.
Quellen und weiterführende Literatur:
- PRIOTAS-Studie (2024): Branchenrepräsentative Befragung von 1.231 Arbeitnehmenden in Deutschland (10.04.2024 – 29.04.2024)
- Cappelli, P., & Tavis, A. A. (2016). The Performance Management Revolution. Harvard Business Review.
- Agovino, T. (2023). The Performance Review Problem. Society for Human Resource Management.
- Robert Half (2023). The Real Reasons Why Employees Hate the Performance Review.
- Regent University (2023). Why Employees Dislike Performance Appraisals.