Präventionskultur: Handeln, bevor psychische Gefährdung entsteht

Cathi Fielenbach
von Cathi Fielenbach

Die Förderung und der langfristige Erhalt von Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten gewinnen für deutsche Unternehmen aufgrund des demografischen Wandels immer mehr an Bedeutung. Alternde Belegschaften bergen durch krankheitsbedingte Ausfälle oder frühzeitiges Ausscheiden zunehmende Risiken für Unternehmen. Für eine langfristige Sicherung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten sind einmalige Maßnahmen oftmals nicht zielführend. Notwendig ist hierfür die Gestaltung eines betrieblichen Bewusstseins, dass die Bedeutung der Gesundheit als eigenen Wert heraus stellt.

 

Präventionskultur vs. negative physische & psychische Belastung

Präventionskultur bezeichnet ein Muster gemeinsamer Prämissen zum langfristigen Erhalt und zur Förderung der Gesundheit von Beschäftigten einer Organisation. Die Präventionskultur wird geprägt von vorbeugendem Verhalten von Führungskräften und Mitarbeitern sowie deren Einstellungen, Wahrnehmungen und Kompetenzen zum Thema Prävention. Konkrete Maßnahmen wie Schulungen zur Gefährdungsvorbeugung am Arbeitsplatz sind sichtbare Erzeugnisse der beschriebenen Kultur. Zielsetzung der Präventionskultur ist, dass die ganze Belegschaft während der Arbeit bei jedem Schritt von sich aus sicher und gesundheitsbewusst handelt.

 

Präventionskultur: Weniger Gefährdung, mehr Leistung

Im Rahmen einer Präventionskultur werden Arbeit und Arbeitsplatz so gestaltet, dass die gesundheitliche Beanspruchung der Angestellten minimiert und ihre Produktivität erhöht wird. Das anzustrebende Ziel ist die Vision Zero: das Ausmaß, der durch den Beruf verursachten gesundheitlichen Probleme, auf null zu reduzieren. Hierbei stehen sowohl physische als auch psychische Faktoren im Fokus. Die Gefährdungsbeurteilung leistet einen wichtigen Beitrag zur Implementierung und zum Erhalt einer Präventionskultur: Belastende Faktoren können erkannt, und im Folgenden reduziert oder kompensiert werden.

 

Präventionskultur: Praktische Umsetzung im Unternehmen

In der Regel ist die Einführung oder Verbesserung einer Präventionskultur ein langfristiges Unterfangen. Idealerweise wird im ersten Schritt analysiert, wo die stärksten Verbesserungspotentiale liegen. Diese können sich beispielsweise auf das Thema Sicherheitsdenken beziehen, auf das Betriebsklima, die herrschenden Arbeitsbedingungen oder das Führungsverhalten. Dabei spielen Bottom-Up- und Top-Down-Prozesse eine Rolle. D.h. sinnvolle Maßnahmen für eine Präventionskultur können sowohl vom Management als auch vom Mitarbeiter initiiert werden.

 

Ein Beispiel für einen Bottom-Up-Prozess aus dem Einzelhandel: Vor einiger Zeit wurde in einer Supermarktkette das Angebot von frischem, geschnittenem Obst eingeführt. Die Ergebnisse einer Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung zeigten, dass Mitarbeiter, die für die Zubereitung vor Ort im Supermarkt zuständig waren, negativ über ihre Arbeitsumgebung urteilten und mittlere Beanspruchungsfolgen aufwiesen. Die Küchen, wo das Obst geschnitten wurde, waren schlichtweg zu klein. Das Unternehmen hat daraufhin einige der Küchen vergrößern lassen. Im Rahmen der Wirksamkeitsprüfung zeigte sich, dass die psychische Beanspruchung durch die ergriffenen Maßnahmen deutlich reduziert werden konnte.

 

Gleichermaßen ist das Management aber auch bei der Umsetzung von Top-Down Maßnahmen auf die Mitwirkung der Mitarbeiter angewiesen: In einer Schiffswerft häuften sich schwere Arbeitsunfälle. Zur Verbesserung der Prävention wurde auf dem Werksgelände eine Vielzahl von Telefonen installiert. Gleichfalls wurden die Mitarbeiter gebeten, sie zu nutzen: Potentielle Gefahren, welche im Arbeitsalltag entdeckt werden, sollen umgehend mithilfe des Telefons gemeldet werden. Durch diese Maßnahme konnte das Unternehmen die Unfallzahlen rasch stark reduzieren. Zugleich war ein wichtiger Schritt in Richtung Präventionskultur getan: Die Mitarbeiter entwickeln einen Blick für Risiken am Arbeitsplatz und haben zugleich die Sicherheit ihrer Kollegen im Blickfeld.

 

Die Maßnahmen zur Erlangung einer Präventionskultur fallen unserer Erfahrung nach vielfältig aus. Zur optimalen Ableitung geeigneter Interventionen steht daher zu Beginn immer die Analyse. Daraus ergeben sich Indikatoren, mit denen sich der Erfolg der anschließenden Umsetzung bemessen lässt. Grundsätzlich sollte auch über einen größeren Zeitraum geplant werden. Denn: Wie bei allen Kulturprojekten ist auch die Arbeit an einer Präventionskultur nur bei längerfristiger Umsetzung zielführend.

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